Der Verein
Bei bestem Fahrradwetter besuchten wir die Celler Institution Fahrrad Werner: den ältesten Fahrradfachbetrieb im Regierungsbezirk Lüneburg, tätig seit 1905 und nun in der fünften Generation der Familie Werner. Der Besuch in diesem traditionellen Celler Handwerkbetrieb ging über das Thema Fahrrad weit hinaus, das gab eigentlich nur den „Rahmen“ ab. Der Juniorchef Hendrik Werner führte uns zunächst steil nach unten in einen alten Gewölbekeller, der als Lagerraum genutzt wurde. Dann ging es weiter in die aktuellen Werkstatträume, die im Laufe der Zeit ihre Funktion und Ausstattung gewechselt haben bzw. neu dazugekommen sind – allein die alte Werkbank behauptet unerschütterlich ihren angestammten Platz.
Nun wurde aus der Werkstattführung unerwartet zusätzlich eine Hausführung, denn es ging in das Obergeschoß, wo wir sehr freundlich von den Eltern Werner empfangen wurden. Sie zeigten uns bereitwillig ihre schönen Wohnräume, gar nicht niedrig und unzeitgemäß, wie es heute leider so oft über Celler Fachwerkwohnungen heißt. Vor den Ahnenbildern gab der Senior Horst Werner dann noch humorvolle Familieneinblicke. Am schönsten war natürlich – zumal bei diesem nachpfingstlichen Strahlewetter – der bezaubernde Blick von der Dachterrasse auf die schmucken Fachwerkfassaden und den Stadtkirchenturm. Wie oft bin ich die Kalandgasse von der Kirche kommend Richtung Kanzleistraße entlanggegangen und habe mir gedacht „von der Terrasse muss man einen tollen Blick haben“. Man hat! Und selbst unter dem Dach gibt es noch Stauraum für Fahrradreifen, wie wir von der Terrasse aus sehen konnten. Überhaupt ist Stauen in diesem Betrieb das Stichwort: in diesem Haus gibt es keine ungenutzten freien Räume. Wie die Mitarbeiter von Fahrrad Werner aber jeden Abend die 100 Fahrräder, die tagsüber draußen vor dem Laden stehen, zurück ins Haus schaffen, das bleibt mir ein absolutes Stau-Rätsel.
Als Fazit zu dieser Ausgabe von „Kennen Sie Celle?“ lässt sich jedenfalls festhalten: dies war in mehrfacher Hinsicht ein hochinteressanter Blick - hinter die Kulissen eines Celler Traditionsgeschäfts, dazu in ein altes, von sehr freundlichen Menschen bewohntes Fachwerkhaus und überdies von einer paradiesischen Dachterrasse.
Text und Fotos Ingo Vormann